Mittwoch, 2. April 2014

Gmünd hat mehr...

Das Heilig-Kreuz-Münster gibt der Stadt Schwäbisch Gmünd ein Alleinstellungsmerkmal im süddeutschen Raum.

Das Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd vom Zeiselberg aus gesehen


Das im 14. Jahrhundert begonnene Bauwerk ist ein Meisterwerk unter zentraler Mitwirkung der Familie Parler, es ist eine der großen Hallenkirchen Süddeutschlands und repräsentiert ganz besonders die süddeutsche Sondergotik. Einzigartig ist ihr Figurenschmuck und der Erhaltungszustand nach der Sanierung, abgeschlossen im Jahr 2009.

Diese Kirche war von Anfang an eine Gemeindekirche und damit erbaut mit dem Willen und den Mitteln der gesamten Bevölkerung. Das allein wäre schon Grund genug sich mit der Stadt, ihrer Geschichte in allen Bereichen und Zeiten und ihrer Erscheinung im Wandel der Zeiten zu beschäftigen und zu identifizieren.

Doch Schwäbisch Gmünd hat mehr...


Ausgehend von dem Slogan von Richard Arnold zur OB-Wahl „Gmünd kann mehr“ ist die obige Formulierung entstanden, sie bezieht sich auf die zu schützende  Bausubstanz der ganzen Stadt. Der sogenannte Stadtumbau, der das Tunnelprojekt B 29 mit begleitenden Baumaßnahmen, die Umgestaltung im Bereich des Bahnhofs und die Bauten im Rahmen der Landesgartenschau 2014 umfasst, hat eine große Zahl an alten Gebäuden verschwinden lassen und neue sind entstanden, die nicht nur gelobt werden.

Tradition oder Moderne, konservative Einstellung oder Innovationsbereitschaft, Bewahren oder Ersetzen. Diese Gegensätze müssen  immer wieder gegeneinander abgewogen werden. Das zeigen viele aktuellen Diskussionen. Wenn diese Diskussionen von der Verantwortung vor dem Ganzen und von Sachverstand geführt werden, sind vertretbare Kompromisse denkbar (Marktplatz  27, ehem. DRK-Gebäude an der Waldstetter Brücke u.a.). Doch vielfach setzen sich sachfremde, hauptsächlich wirtschaftliche Interessen durch, die auf die Stadtstruktur keine Rücksicht nehmen  und für die Ästhetik  nur ein Verkaufsargument ist.

Eine lebendige Stadt wird sich immer verändern.
Doch eine Stadt ist mit ihrer Geschichte auch eine Persönlichkeit, eine „Stadtpersönlichkeit“.
Durch die Veränderungen darf sie ihren Charakter und ihr Gesicht nicht verlieren.

Massive operative Eingriffe, wie z. B. am Bahnhof, haben durch die sog. Blickanker, Post und Villa Hirzel, den Bezug zur gewachsenen Stadt nicht völlig abgeschnitten.Die Stadtpersönlichkeit Gmünds ist gekennzeichnet durch ihren mittelalterlichen Stadtkern (Münster, Johanneskirche, Türme der ehemaligen Stadtmauer u.a.) und durch die barocke Innenstadt (Prediger, Augustinus Kirche, Marktplatz u.a.). Dieser Bereich steht weitgehend auch unter Denkmalschutz.

Besonders charakteristisch und stadtbildprägend ist aber für Gmünd besonders die Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert. Die Zeit, in der sich die Stadt als Gold- und Silberstadt profilierte. Zu sehen ist diese Epoche deutlich in den Stadtvillen und Bürgerhäusern mit Werkstadt– oder Fabrikanbauten außerhalb der ehemaligen Stadtmauer. Sie sind stilistisch der Romantik, dem Historismus, den Übergangsformen zum Jugendstil zuzuordnen. Sie legen sich wie ein breites Band um die Innenstadt - Das ist das „Mehr“ von Schwäbisch Gmünd:

Das Band zwischen Rektor-Klaus-Straße und Josefsbach bis zur Fachhochschule, vom Südbahnhof zurück zum Bereich Waldstetter Brücke zum Zeiselberg, südlich der Königsturmstraße folgend bis Weleda und Leonhardsfriedhof, nördlich des ehemaligen Schlachthofs am Kaffeeberg der Rems folgend bis westlich des Salvators beschreibt ungefähr das gemeinte Gebiet. Ergänzt wird die Epoche des 19. Jhds. noch durch markante Bauten der neuen Sachlichkeit, die nach dem 1. WK entstanden sind (beispielhaft genannt: Biforagebäude und Zappgebäude). Dieser markante Bereich unserer Stadt erscheint gefährdet und ungeschützt. Obwohl positive Erhaltungsmaßnahmen zu sehen sind (das städtische Fassadensanierungsprogramm ist ein Schritt in die richtige Richtung), fehlt es an einer Gesamtkonzeption, und Eingriffe in diese Bausubstanz erregen die Gemüter (Josefle, altes Schlachthaus, Charlottenstraße, ...)

Die bürgerschaftliche Initiative „pro Gamundia“ möchte dieses „Mehr“ der Stadt ins Bewusstsein rufen und Maßnahmen initiieren, die Erhalt, Restauration und Pflege voranbringen, dass Schw. Gmünd mit seiner Stadtpersönlichkeit  wahrgenommen werden kann und Veränderungen auf diese Persönlichkeit Rücksicht nehmen müssen. Die Leitlinie dazu wäre eine von allen Bürgern (Stadtverwaltung, Gemeinderat und Bürger) getragene Lex Gamundia.

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